Ab 1913

 

 

 

 Rydl - Rüdell

 

"Aber das Datum ist ja nicht die einzige merkwürdige Parallele, über die wir in der Geschichte des Barmer Bahnhofs stolpern", führt Christiane Rydl aus, "denn auch als wir den Namen des Architekten unseres historischen Baus erstmals hörten, stutzten wir nicht schlecht. Unser Name ist in Österreich selten und daher wird das "y" häufig fälschlicherweise als "ü" ausgesprochen. Der Architekt hieß tatsächlich Rüdell."

 

 

 

10. Oktober 1913

 

Von Oktober 1911 an wird zwei Jahre lang der heute noch existierende Bau an der Winklerstraße nach Plänen des preußischen Baubeamten und Architekten Alexander Rüdell errichtet. Am 10. Oktober 1913 wird der Bahnhof feierlich der Öffentlichkeit übergeben.

 

 

Alexander Rüdell (1852 - 1920) lernte sein Handwerk u.a. als Assistent beim Bau des Berliner Anhalter Bahnhofs. Neben dem Gebäude in Barmen schuf er die Bahnhöfe von Luxemburg, Essen, Oranienburg und Görlitz.

Als Baumaterial kommt Muschelkalk, aus dem die Fassade bis heute besteht, zum Einsatz. Rüdell entwickelt eine symmetrische Struktur mit zwei großen Hallen, die das Entree des Barmer Bahnhofs rechts und links flankieren. (Leider ist bislang kein Foto aufgetaucht, dass die Proportionen via Frontalansicht zeigt, aber die Simulation gibt einen Eindruck.)

 

 

Wie historische Aufnahmen belegen, zierte die Mitte des Daches ein Uhrturm.

 

 

 

 

 

1929

 

Barmen wird mit den Partnerstädten Cronenberg, Elberfeld, Ronsdorf und Vohwinkel zu Barmen-Elberfeld vereinigt. Der Name sorgt verständlicherweise für Ärger bei den Bewohnern der ehemals eigenständigen Stadtteile. Daher beschließt man im selben Jahr, dem nunmehr großen Ort einen gänzlich neuen Namen zu geben. Die auffällige Topographie der Region wird ausschlaggebend, und so entsteht die Stadt Wuppertal.

 

 

 

Der Barmer Bahnhof wird zum wichtigen Haltepunkt für die meisten Fernzüge. Allerdings halten die schnellen Durchfahrtszüge (= D-Züge) nicht in Barmen, sondern am Bahnhof Elberfeld. Jegliche andere Fernzüge halten über viele Jahre abwechselnd mal in Barmen und mal in Oberbarmen. Für den ehemaligen Hauptbahnhof Barmens bürgert sich in der Bevölkerung der Begriff "Bahnhof Mittel-Barmen" ein, mit dem zum Ausdruck gebracht wird, dass es sich um eine Station zwischen Ober- und Unterbarmen handelt.

 

 

  

 29. Mai 1943

 

Der Zweite Weltkrieg legt ganz Europa in Schutt und Asche. Verständlicherweise trifft es Deutschland besonders heftig. Nur wenige, historische Gebäude bleiben wie durch ein Wunder verschont. In der Nacht vom 29. auf den 30. Mai 1943 gibt es schwere Luftangriffe auf Wuppertal. In jener Nacht sterben 2450 Menschen im Bombenhagel. Auch der Barmer Bahnhof wird stark beschädigt, sein linker Flügel komplett zerstört.

 

 

Nach dem Krieg werden Pläne diskutiert, das Gebäude komplett abzureißen und etwas weiter östlich, an jenem Ort, an dem die Station 1847 ursprünglich errichtet worden war, einen neuen Bahnhof zu bauen. Auf diese Weise gäbe es eine bessere Anknüpfung an die damals von Clef startende Bergbahn zum Toelleturm. Doch werden diese Ideen zugunsten der neuen Straßenpläne verworfen. Und so restauriert man die bestehenden Gebäudeteile und der Barmer Bahnhof erhält sein heutiges, asymetrisches Aussehen.

 

 

  

 

 

 

 

 

1988

 

 

Das Empfangsgebäude des Barmer Bahnhofs wird 1988 unter Denkmalschutz gestellt. Mittlerweile hat der Bahnhof den Status einer Regionalstation, an dem mit Ausnahme eines einzigen Regionalexpresses alle Züge stoppen.

 

 

März 1991

 

Ein Kölner Gastronom entwickelt die Idee, den rechten Flügel des Gebäudes zu einem Veranstaltungstempel umzuwandeln.

Kurz zuvor hatte die Firma des bekannten Fernsehstars Alfred Biolek den ehemaligen Wartesaal des Kölner Hauptbahnhofes erfolgreich wiederbelebt. Die menschlichen Verbindungen sind schnell geknüpft und so eröffnet Alfred Biolek als Pächter der Deutschen Bahn mit seinem Team die Diskothek "Barmer Bahnhof" in den nunmehr historischen Räumlichkeiten. Das Unternehmen entwickelt sich zum größten Party-Magnet der Region.

 

 

Nachdem es 1996 zu einem großen Brand am Flughafen Düsseldorf kommt, verschärft man die deutschen Brandschutzbestimmungen. Nach einer mehrjährigen Übergangszeit werden die neuen Gesetze 2001 verbindlich. Schnell ist dem Betreiberteam des Barmer Bahnhofs klar, dass es die nunmehr gültigen Auflagen nicht erfüllen kann. Die Diskothek wird geschlossen, der Tempel verwaist.

 

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